Warum privater Rundfunk in Deutschland nicht funktioniert
(Teil 1.: Anfänge)
Um den Ist-Zustand eines Systems zu verstehen, muss man den Werdegang kennen.
In Deutschland hat man lange gehadert, ehe man privaten, kommerziellen Rundfunk zuliess.
Die politisch Verantwortlichen für die entsprechende Gesetzgebung waren schlichtweg überfordert mit der Aufgabe, ein Mediengesetz
zu erschaffen, welches Gleichberechtigung der potentiellen Veranstalter, Pluralität und die allgemeine Zugänglichkeit zum
Medium sicherte.
Eine starke Verleger-Lobby schaffte es im Vorfeld der gesetzgebenden Debatte, die Politik zu überzeugen dass, eine Gesetzgebung
ohne massgebliche Beteiligung der Verlagshäuser und Grosskonzerne zu einer, befürchteten, Verschiebung der wirtschaftlichen
Konstanten im Medienwesen führen würde.
Im Klartext: Die Grossverlage hatten Angst davor, dass private Rundfunk-Unternehmen ihnen die Werbebutter vom Brot nehmen
könnten.
So wurde ein Modell geschaffen in dem Verlagshäuser und Grosskonzerne bevorzugt berücksichtigt wurden bei der Verteilung
von Lizenzen.
Dies war der erste kardinale und fatale Fehler.
Anstatt zu hinterfragen, welcher der potentiellen Antragsteller das WISSEN und die FÄHIGKEIT hätte, ERFOLGREICH privaten
Rundfunk zu veranstalten, wurde ohne Rücksicht auf Verluste lizensiert.
Man zwang Anbietergemeinschaften, mittelständige Unternehmer und wohlmeinende gesellschaftlich-relevante Kandidaten unter
der harten Haube der Verlage in Veranstaltergesellschaften, die bis auf wenige Ausnahmen (z.B. in Berlin 100,6) mehrheitlich
von Grosskonzernen und deren publizistischen Interessen und Geldern gesteuert wurden.
So kam es dazu, dass die Verleger zwar mehrheitlich Lizenzen innehatten, aber keinen blassen Schimmer einer Ahnung, WIE
Radio den bitte sehr zu veranstalten sei.
Was noch schlimmer war, auch die Landesmedienanstalten (die Lizensierungsbehörden) waren besetzt mit Menschen, die zwar
politische Ausgewogenheit im Verfahren beachten konnten, mit der Veranstaltung von Rundfunk aber keinerlei Erfahrung aufweisen
konnten.
Eine reine Beamtenschar, die fröhlich dran ging ein weiteres Gesetz mit hausgemachten bürokratischen Hürden "umzusetzen".
Und was macht man, wenn man auf einmal mit einer Lizenz da steht und Rundfunk VERANSTALTEN soll?
Man überlegt, WIE das denn gehen könnte und WER in führender Position das Ganze lenken könnte.
In den grossen Verlagshäusern und anderen Konzernen gibt es haufenweise Mitarbeiter die 1.) nicht sonderlich beliebt sind,
2.) andauernd unangenehm durch ihr Theoretisieren auffallen und 3.) eigentlich schon längst hätten "entsorgt" sein
müssen.
Dazu bietet sich jetzt eine Chance!
Hordenweise völlig überforderte und vorallen Dingen völlig ahnungslose Herrschaften werden als Geschäftsführer etc. auf
die neu zu etablierenden Radiosender losgelassen.
Bloss gut, dass der ein oder andere Kontakt zu den wahren Profi's im Rundfunk hat!
So werden z.B. (ist kein Quatsch, sondern Tatsache) Redakteure des BR, die bisher die Karnevalssendung(en) mit Wortbeiträgen
betreuten für horrendes Geld eingekauft um PD beim Privatfunk zu werden.
Bis dahin harmlose, im Schoss des öffentlich-rechtlichen Systems dahinvegetierende Abteilungsleiter werden mit Riesengehältern
als Programmverantwortliche landesweiter Sender eingekauft.
Die Aufzählung könnte noch Seiten so weitergehen.
Das Übel nimmt seinen Lauf.
Dieses obere "Management" sucht nun Subalterne die dadurch glänzen dass sie: 1.) ihre neuen Herren verabgöttern
und ihnen bis zum Anschlag in die Rosette kriechen, 2.) den Mut nicht haben, den Herrschenden zu verdeutlichen, dass etwas
schiefläuft und 3.) in völliger Selbstüberschätzung ihre, eher zufällige, Postenzuteilung als Gottesgabe sehen... und danach
handeln.
Die Maxime lautet: "Dulde keinen unter Dir der unter Umständen mehr weiss als Du und Dir daurch eine Gefahr sein
könnte"; dies schliesst 99,9% der denkenden und erfahrenen Radioprofis aus!
Die bleiben dann auch lieber bei den öffentlichen Sendern oder lassen sich als Berater in der Not gegen Spitzenhonorare
abfeiern.
Das kleine Problem hierbei ist, es gibt zu der Zeit in Deutschland nur sehr, sehr wenige Menschen die Erfahrungswerte
aus dem Management und der Programmstrukturierung privater, auf KOMMERZIELLER Basis funktioniereden, Radiosender haben.
Und diejenigen, die kritisch und offen versuchen den Herrschaften die Wahrheit zu kommunizieren werden mundtot gemacht.
Hier nun betritt die dritte Spezies die Bühne: der Berater!
Eigentlich gab zu den goldenen Anfangszeiten des Privatfunks nur einen Berater; ein alter Freund von mir aus Holland.
Wir wissen alle wer gemeint ist.
Dieser, sehr geschäftstüchtige und überzeugende Mensch verordnete allen (zu Spitzenzeiten 24 Sender) Sendern dann auch
gleich mal die selbe Medizin:
1. Alle Moderatoren müssen erstmal in Holland moderieren lernen, eine Woche auf dem Bauernhof in "Hühnerlegebatterien"
auf Kurs getrimmt werden.
2. Es gibt nur ein wirksames Format, das seine.
3. Musik ist das Wichtigste! Also muss die Musik auch vom Berater bestimmt werden
4. Fazit: Wer einen Berater hat, braucht sich um nichts mehr zu kümmern.
Diese Form des Consulting war äusserst probat und hilfreich...., für das Bankkonto des Beraters.
Wie eine Herde Schafe folgte der übergrosse Teil der Entscheider bei Deutschlands Privatsendern dem Messias.
Und der Messias war sich seiner fastgöttlichen Bedeutung durchaus bewusst.
Warum, so fragte er sich, sollte man nur Moderatoren ausbilden, teure Jinglepakete verzocken, Studioeinrichtungen an den
Mann bringen und schöne Tageshonorare einstecken?
Man kann doch auch noch Gesellschaftsanteile als Erfolgsprovision einstecken!
Oder man kauft einfach den kompletten Katalog eines holländischen Musikverlages auf und besitzt so die Rechte an über
2500 Musiktiteln, die wiederum bei allen beratenen Sendern zum Einsatz kommen und herrliche, jährlich 6-stellige, Summen bei
der GEMA generieren ohne das man den Finger bewegen muss! (Wie gern hörten wir die Shorts mit "Comme on cava" oder
die Cats mit "One way Wind"....)
Sind natürlich alles nur Denkbeispiele (!).
Völlig kritiklos begab man sich zum ersten Mal ohne irgendetwas zu hinterfragen in die Abhängigkeit.
Und...!! Der Erfolg gab allen Recht!
Natürlich waren die ersten erhobenen Ziffern gut und sogar grandios, Privatfunk war neu, Privatfunk war anders, Privatfunk
war exotisch!
Und Konkurenz gab es nicht.
Die öffentlich-rechtlichen Anstalten in ihrer unermesslichen Arroganz und ihrem lethargischen Gehabe ignorierten die "billigen"
Mitbewerber erst einmal völlig.
So kamen zwei Jahre des Triumphs auf Deutschlands Privatfunker zu.
In dieser Zeit eskalierte der Wahn völlig, voller Selbstherrlichkeit betanzte man die goldene Gans und vergass dabei auf
die einfachsten Regeln Acht zu nehmen.
Soweit so gut.
Jetzt hätte ich zwischendurch mal ein paar Fragen.
Wenn ich ein Unternehmen besitze und dafür einen Geschäftsführer und Fachbereichsleiter einstelle, so darf ich doch davon
ausgehen, dass diese Menschen für ihre 5-stelligen Monatsgehälter auch die QUALIFIKATION und das fundierte WISSEN für ihren
Job mitbringen, oder?
Warum also, muss ich meinen Führungskräften dann einen Berater, mit ebenfalls 5-stelligem Honorar, an die Seite stellen,
der diesen Pseudo-Profis erklärt, WIE SIE IHREN JOB ZU MACHEN HABEN???
Warum werde ich nicht stutzig wenn ich merke, dass mein Unternehmen genau die gleiche akustische Umweltverschmutzung produziert
wie 90% aller anderen bundesdeutschen Unternehmen dieser Art???
Warum stelle ich Moderatoren und Redakteure ein, oftmals auf Anraten des Beraters, die dann nach Urteil des Consultants
überhaupt nicht über die benötigten Fähigkeiten verfügen und für viel Geld erst AUSGEBILDET werden müssen???
Riecht das nicht arg nach Abzocke, oder zumindest nach grossflächig praktizierter Unfähigkeit???
Nein, natürlich nicht!
Das ist halt so!
Ist es dann verwunderlich, dass z.B. der Autor dieser Zeilen Zweifel am gesunden Menschverstand der Handelnden bekommt?
Ja! Dieser Mann ist ein Querulant! Ein Miesepeter!
Einer der immer alles schlecht redet. So da hat er's!
Der bekommt bei uns keinen Job!!
Will er ja auch gar nicht.
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