Die Frage nach der Verantwortung.
Nachdem jetzt der grösste Teil des Versagens aufgelistet wurde und die Patschefinger tief in die klaffenden Wunden gedrückt
wurden, stellt sich die Frage nach der Verantwortung.
Wer ist Schuld?
Wem haben wir das zu verdanken?
Wer bekommt den schwarzen Peter?
Drei wirklich gute Fragen!
Seien wir fair, nicht nur das Versagen und die offensichtliche Unkenntnis sind prinzipiell eine Katastrophe, nein auch
die Toleranz, es soweit kommen zu lassen ist ein Vergehen.
Ich muss michselbst fragen, warum ich erst seit ca. 4 Jahren den Mund aufmache bzw. meinen Schmerz auf dieser Website
rausschreibe.
Wie im richtigen Leben ist auch das Wegsehen oder das Schulterzucken unrichtig.
Ich bin betroffen darüber, dass ich alle diese Entwickelungen sehenden Auges habe ankommen sehen und mich lieber in meine
elitäre kleine Diaspora zurückgezogen habe um vorerst den gedanklichen Zeigefinger zu schwenken, anstatt von Anfang das Maul
aufzumachen.
Vielleicht möchte man Freunde, Bekannte und alte Kollegen nicht vor den Kopf stossen, ein Feingefühl welches beim Ernst
der Situation im Nachinein vollkommen unangebracht erscheint.
Es ist natürlich einfach den Finger auf die Pauschalgruppe der Schuldigen zu zeigen und sich durch den Fortgang des Wahns
bestätigt grummelnd in die Ecke zu verkriechen.
In diesem Sinne sind wir alle, die wir in den letzten 10 Jahren in dieser Branche tätig waren, mitschuldig an der Misere.
Denn, auch das Tolerieren und Totschweigen eines schädigenden Zustandes ist destruktiv.
Es ist einfach sich über die Unfähigkeit von Verantwortlichen megamässig aufzuregen und die offensichtliche Dummheit der
handelnden Protagonisten anzuprangern.
Noch einfacher ist es, über die guten alten Zeiten zu referieren und sichselbst mit dem Nimbus des Unantastbaren zu schmücken.
Auch der Verweis auf meine latente Anarchie oder Unangepasstheit ist keine Entschuldigung fürs Nichthandeln.
Darum frage ich mich, ob wir nicht alle ein bisschen Schuld an diesem Zustand tragen, ob wir nicht alle unsere kleinen
Befindlichkeiten zur Seite hätten stellen sollen und etwas unternehmen hätten sollen.
Wahrscheinlich hätte es nicht viel genutzt, das aber ist auch keine Entschuldigung.
Seit nunmehr über 35 Jahren bin ich in dieser Branche tätig, ich habe viel und gern mitgemacht was sich bei späterer Betrachtung
als recht schwachsinnig oder destruktiv herausstellte.
Ich habe den Andersdenkenden und den Format-Protagonisten immer wieder die Chance gegeben, sichselbst und ihre Ideen zu
beweisen.
Ich war lange Zeit selbst Teil dieses "Systems".
Geglaubt habe ich nie daran.
Das ist mein Fehler, ich hätte den Wahnsinn anprangern sollen als er anfing.
Jetzt liegt das Kind im tiefen Brunnen.
Also, wer ist Schuld?
Wem haben wir das zu verdanken?
Wer bekommt den schwarzen Peter?
Wir Alle!
Weil wir unser Maul nicht aufgemacht haben.
Weil wir dazu, aus welchen Gründen auch immer, nicht die Eier hatten.
Weil wir bequem wurden und gern auch die materiellen Segnungen des kritisierten Systems nutzen wollten.
Weil wir im Endeffekt auch nur Menschen sind.
Damit muss jetzt aber Schluss sein, ein Fehler zu erkennen, heisst auch daraus zu lernen!
Also frohe Fortbildung und erweitertes Opponieren wünscht dieser Branche von ganzem Herzen,
Dennis King
im Mai 2007
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