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Dennis schrebt!
Formatlos Blog
Wednesday, 14 November 2007
Die Sicht der Dinge
Topic: Dennis schrebt!

Nach einem langen Abend mit ausländischen Freunden und einem sehr guten Gespräch über Medien und ihr Wirken auf die Gesellschaft, komme ich zu dem Schluss dass viele deutsche Macher ihr Metier mit Scheuklappen und ohne jegliches Nachdenken betreiben.

Ein gutes Argument eines tschechischen Freundes der zwei Radiosender besitzt war, dass die Rentabilität eines Mediums direkt an die Affinität des Nutzers gebunden ist. W.h.: nur wer emotional an ein Produkt gebunden ist und dieses bewusst nutzt, wird diese Nutzung auch dauerhaft und loyal umsetzen.

Wer also in einem Radiosender eine emotionale und seelische "Heimat" findet, diesen Sender gezielt hört und loyal nutzt wird damit auf Dauer auch dem Betreiber des Mediums und den Werbekunden ein guter Rezipient sein.

Eine interessante Sicht der Dinge; und wahr zudem, denn.... nur eine konsumpotente Hörerschaft mit dem Willen, sich mit den Inhalten und Zielen eines Senders dauerhaft zu indentifizieren wird im Endeffekt auch eine homogene Zielgruppe für die Werbekunden Desgleichen sein.

Abgesehen vom Weitblick dieser Erkenntnis, frei von der Präpotenz beraterorientierter Allerwelts-Wahrheiten, zeugt dies auch von einer erfrischend klaren Denkweise.

Im weiteren Verlauf des Gesprächs, in dem ich die deutsche Versessenheit auf Kontrolle der Protagonisten und Formathörigkeit ansprach, erntete ich mildes Lachen bei meinen Freunden.

"Ja, das kenne ich" sagte mir der Inhaber des erfolgreichsten Radiosenders in Brno, "ich hatte mal eine deutsche Beraterfirma bei mir *(den Namen lassen wir hier mal weg, sonst bekomme ich böse Post aus Nürnberg) , die wollten mir erzählen wie der tschechische Hörer funktioniert. Das habe ich mir angehört und dann sofort entschieden dass diese Idioten mir nicht ins Haus kommen. Warum liebt Ihr Deutschen immer denjenigen mit der grössten Klappe und der schmerzensten Arroganz? Wisst Ihr nicht selbst am besten wie ihr Euer Geschäft, in das Ihr Euer teures Geld investiert habt, betreibt?"

 Mit unglaublichem Scharfsinn hatte da ein, wahrscheinlich von deutschen "Medien-Profi's" mild belächelter, Mittelständler aus Tschechien die ganze Wahrheit mit einem Satz und einer Frage auf dem Tisch gepackt. Einfach so, nebenbei. 

Jahrzehntelanger Kampf gegen Windmühlen wurde so für mich in ein paar Stunden auf einmal wieder wichtig. Weil, ich erfuhr von Menschen die mich und meine Meinung und mein "Vorleben" überhaupt nicht kannten, dass ich doch scheinbar Recht habe mit meiner Kritik und meiner Anprangerung der Zustände.

Da habe ich mich gefragt wann ich zum letzten Mal bei ein paar Flaschen Wein mit Gleichgesinnten aus meiner Branche zusammensaß und einfach wertfrei über unser Medium gesprochen habe, intelligent über die "Basics" unseres Handelns gesprochen habe; über Seele und Inhalt, Emotionen und Einmaligkeit nachgedacht habe.

Zu meiner Ernüchterung musste ich erkennen, dass dies das letzte Mal im Jahr 1987 geschehen war als ich mit meinem väterlichen Freund Siggi Schmidt-Joos und seiner Frau Kathrin ungehemmt über  unseren Job diskutierte.

Das einzige was dem nahekommt sind meine Nachmittagsrunden mit meinem Buddy Rik DeLisle am Küchentisch in Berlin-Lichterfelde; da aber reden wir schon gar nicht mehr über das Branchen-Geschehen, es gibt wichtigeres!

Vielleicht haben wir einfach verlernt ohne Angst über unseren Beruf zu reden.

 

Dennis 

 

 

 


Posted by riasparty at 2:57 AM CET
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